Die Herkunft des Stammvaters Nicolaus I Gercken, verstorben am 25.02.1579

Dokumentarisch erwähnte Spuren der Gerckens gehen bis ins Jahr 1440 zurück, gesicherte Nachweise über Namen und Geburtstage bis 1501. Dies ist ein kostbares Privileg. Die meisten Familienstammbäume in Deutschland fangen erst nach 1648, also nach Ende des 30-Jährigen Kriegs, an.

Dieses Epitaph (Gedächtnismal) von 1579 wurde nach dem Tod des Stammvaters und Bürgermeisters von Salzwedel Neustadt, Nicolaus I Gercken, an und später in der Katharinenkirche in Salzwedel aufgestellt. Nicolaus I wurde auch Clawes (Claus) Gercken genannt.
„Nicolaus Gerkens Bürgermeister dieser Stadt ist selig in Christo entschlafen seines Alters 78 Jahr den 23. Febr. anno 1579“. Nicolaus I Gercken wurde nach dem 23. Februar 1500 und vor dem 24. Februar 1501 geboren. Dieser Zeitraum wurde aus dem Alter seines Ablebens errechnet, das in der Inschrift steht.
Ein Hinweis auf das Wirken des Stammvaters im Jahr 1551. Abschiede der ersten General-Kirchen-Visitation 1540-1542, 1578-79 und 1600 in der Altmark, Band 2, Heft 4, Seite 364, veröffentlicht vom Altmärkischen Verein für Vaterländische Geschichte zu Salzwedel. Grundlage sind Visitationsprotokolle aus dem Stadtarchiv Salzwedel, dem Regierungsarchiv zu Magdeburg bzw. aus Pfarr- und Superintendenturarchiven.
Jahresbericht von 1838 des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie, dessen Sekretär Johann Friedrich Danneil war, der auch der Gerckenstiftung als Testamentarius diente.

Nicolaus I Gercken, der Stammvater der Gerckenstiftung, wurde in den Jahren 1500 oder 1501 in Salzwedel geboren. Er wurde auch Clawes (Claus) Gercken (Gericke) genannt. Etwa im Jahr 1525 hatte er Cecilia Altensleben in Salzwedel geheiratet. Das Paar lebte in der Wollweberstraße. Er war Bürgermeister der Neustadt Salzwedel und gehörte als Kaufmann der Gewandschneidergilde an. Nicolaus und Cecilia hatten neun Kinder. Ihr ältester Sohn hieß Johannes Gercken (1528 – 1605, siehe Ölbild unten), dessen einziger Sohn der Stifter Nicolaus III Gercken war. Der Stifter und seine einzige Schwester Catharina verstarben kinderlos. Quelle: Familienstiftungsgeschichte von 1833, veröffentlicht unter Federführung von Johann Friedrich Danneil.

Nicolaus III Gercken
, der Stifter, hat die Gerckensche Familienstiftung durch sein Testament aus dem Jahr 1607 initiiert. Das Testament ging im 30-Jährigen Krieg (1618- 1648) verloren. Abschriften (i) des Testaments von 1607 und (ii) des Nachlassinventars von 1611 sind jedoch erhalten, die der Notar des Stifters zu und kurz nach der Lebzeit des Stifters anfertigte. Zwei Söhne des Notars siegelten am 26.2.1654 (iii) eine Beglaubigung der Authentizität von (i). (i), (ii) und (iii) liegen im Stadtarchiv Salzwedel und sind als Fotoreihen auf der Webseite der Stiftung abgebildet. Der Stifter war Domsyndicus in Magdeburg und verstarb kinderlos. Ganz im Sinne des Testaments erkennt die Stiftung alle Nachfahren des Stiftergroßvaters Nicolaus I Gercken als Familianten an.

Nach der Reformation (M. Luther, 1517) wurden alle Kirchengemeinden der Altmark ab 1540 visitiert, um den Besitz und die Außenstände der Schuldner sowie die Einkünfte aus Verpachtungen und deren ordnungsgemäße Verwendung zu erfassen. Über das Wirken von Nicolaus I im Jahr 1551 findet sich ein Vermerk in den Abschieden von Kirchenvisitationen (Foto). „Der Bürgermeister Claus Gerekens hat jetzt die Collecte COMMENDA CRUCIS mit 200 Gulden Hauptsumme.“

Johannes Gercken (1528-1605), Vater des Stifters. Danneil Museum, Salzwedel. Foto Club Salzwedel e.V. im Auftrag der Gerckenstiftung. Vom Stifter und vom Großvater des Stifters (Stammvater) sind leider keine Portraits erhalten.

Die Vorfahren des Stammvaters

Die Namen Gerke, Gercken, Gericke, Gerkens, Gerickens sind allesamt Kosenamen des Vornamens Gerhard. Folglich gibt es sehr viele, nicht nachweislich miteinander verwandte Gercken Familien. Beispielsweise ist der berühmte Sohn Magdeburgs, Otto von Guericke, nicht mit den Salzwedler Gerckens verwandt (E.O. Wentz, 1940). In Salzwedel gab es einen Clawes Gericken (Claus Gercken), der von 1493–1513 Hospitalvorsteher zu St. Elisabeth in Salzwedel war. Er ist offensichtlich nicht der Stammvater und Bürgermeister Clawes Gericken (Nicolaus I Gercken). Es ist unbekannt, ob die beiden Männer miteinander verwandt waren.

Am 16. August 2023 erhielt die Gerckenstiftung vermutlich erstmals einen Hinweis auf eine auf den 9.1.1496 datierte Quelle (Foto zeigt Abdruck), die einen Hofbesitzer Hans Gerke in Liesten erwähnt. Der Hinweis kam von dem Genealogen Frank Moldenhauer aus Magdeburg.

Hans (Johannes) Gerke (Gericke, Gercken, Gerken) ist mutmaßlich der Vater oder Onkel des Stammvaters Nicolaus I Gercken. Er war ein Kaufmann in der Wollweberstraße und wahrscheinlich der erste Gercken, der sich in der Neustadt Salzwedel niederließ. Der väterliche Großvater des Stammvaters hieß mutmaßlich Nicolaus. Nicolaus war ein Ackermann in Liesten. Nicolaus könnte um das Jahr 1440 in Kläden bei Arendsee geboren sein.

Lt. alten Stammtafeln der Gerckenstiftung, die E.O. Wentz im Jahr 1940 zitierte (Foto),  hieß die Schwester des Stammvaters Catharina Gercken (Gericke). Sie wurde um 1500 in der Neustadt Salzwedel, geboren und war mit Heinrich Schulz verheiratet, der um 1500 geboren ist und Bäcker in Salzwedel in der Wollweberstraße war.

Urkundliche Erwähnung des Stammvaters am 9.1.1496. Quelle: Codex Diplomaticus Brandenburgensis, Band 25, S. 457–458, erschienen 1863 beim Verlag von G.Reimer in Berlin, bearbeitet u. herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel
Unvollendetes Manuskript von E.O. Wentz von 1940, ausgewertet im dritten Nachtrag zur Geschichte der Familienstiftung, Salzwedel, 1997
Stammbaum der Gerckenstiftung, angefangen mit dem mutmaßlichen Großvater des Stammvaters Nicolaus I Gercken.
Kirchenbuch aus Stappenbeck, 1696- 1700 - für den Experten gerade so entzifferbar. Kirchenbücher von vor 1648, also von vor dem Ende des 30-Jährigen Kriegs, sind nur wenige erhalten.

Ernst Otto Wentz schrieb im Jahr 1940 eine kriegsbedingt nicht veröffentlichte Auftragsarbeit „Die Familien-Stipendien-Stiftung des Domsyndicus Nicolaus Gercken“. Sie wurde im Jahr 1996 von Dr. Roland Jacob et al. in der Neufassung der Stiftungsgeschichte vom Patronat in Salzwedel veröffentlicht. Wentz schreibt in seinem 22-seitigen Manuskript (Foto), dass auf einigen alten Stammtafeln des Stiftungsarchivs ein Hans (Johannes) Gericke (Gerke) gebürtig in Liesten, einem Dorf etwa 15 km südöstlich von Salzwedel, als Vater des Stammvaters  verzeichnet ist. Diese Angabe wird dadurch erhärtet, dass Nicolaus I nach der Sitte seiner Zeit, seinem ersten Sohn den Namen seines Vaters (also Johannes) gab. Der zweite Sohn wurde auf den Namen des Vaters (Nicolaus) getauft. Wentz schreibt, dass der 4. Patron, Georg II Gercken, im Jahr 1726 das Anwesen in der Wollweberstraße veräusserte, und zwar nach einem Vierteljahrtausend der Anwesenheit der Gerckens. Daraus folgert Wentz, dass Johannes Gercken (Hans Gerke oder Gericke), der Stammvatervater, der erste der Familie in der Neustadt Salzwedel war. Der Großvater des Stammvaters könnte Nicolaus Gercken (Gericke, Gerke) geheissen haben. Es ist eine bloße Vermutung auf Basis der Vornamensvererbung jener Zeit.

Ernst Otto Wentz schrieb bereits 1938 über die Familie Stampehl in Salzwedel im 52. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel, 1938: „Clawes (Claus) Gericke (der Stammvater) hatte im Jahr 1553 mit seinem Schwager Heinrich Schulze und dessen Bruder, Magister Paul Schulze, vom Kurfürsten ein Lehen im Dorf Klödens, wohl Kläden bei Arendsee, für 200 Rthl. erworben.“ Ferner: „Auch wo der Familienname sich nicht mit einem Ortsnamen deckt, ist die die Herkunft aus der unmittelbaren Nähe oft nachweisbar, so bei den Gercken, deren Ahn, der Bürgermeister Claus Gercken (der Stammvater), noch die Gräber seiner Vorfahren in Clöden (Kläden) betreute.“ Wentz nutzte die Chronik der Familie Bötcher (Foto) als Quelle.