Testament
Das Original des Testaments des kinderlosen Stifters Nicolaus III Gercken (1555 – 1610) aus dem Jahr 1607 ist verschollen. Dies geschah entweder beim Großen Brand Magdeburgs im Jahr 1631 oder durch die Unredlichkeit eines Herrn Linthe, der während des Dreißigjährigen Kriegs (1618 – 1648) versuchte, sich das Stiftungsvermögen anzueignen. Erhalten und im Stadtarchiv Salzwedel gelagert ist jedoch eine vollständige, notariell angefertigte , unterschriebene und im Jahr 1654 beglaubigte Abschrift des Testaments, aus dem Dr. Gunta Haenicke im Dritten Nachtrag der Familiengeschichte im Jahr 1996 eine urkundlich genaue Version in heute verständlichem Deutsch ausgefertigt hat.
Das von Dr. Haenicke aufbereitete Testament umfasst rund 5000 Worte. Der Stifter beruft sich zunächst ausführlich auf seinen Gottesglauben. Sein Motiv, die akademische Bildung von jungen Erwachsenen zu fördern stellt er nach etwa 800 Worten vor. Stipendienzahlungen sollen erst nach dem Tod seiner Ehefrau Margaretha Busse einsetzen. Er ordnet an, dass sechs seiner Cousins ein Dreijahresstipendium an einer Universität erhalten sollen. Die Schwiegersöhne und deren Söhne werden ebenfalls mit Dreijahresstipendien bedacht. Bei guten Studienergebnissen lobt der Stifter Stipendienerhöhungen und eine Fortzahlung des Stipendiums über sechs Jahre für die eigenen Cousins aus. Wer den Doktorgrad erwerben will erhält höhere Zuwendungen. Für sechs Nachfahren, die es nicht zur weiterführenden Schule bringen, lobt er geringere Summen aus. Er bittet diejenigen Stipendiaten, die es materiell zu etwas bringen, den sechsten bis zehnten Teil an seine Stiftung zurückzuerstatten. Er bedenkt arme Jungfrauen und Witwen mit einer Zuwendung. Er beschränkt die Zuwendungen auf die Nachfahren des Großvaters, es sei denn die ganze Familie sterbe aus. In dem Fall beschränkt er den Kreis der Nutznießer auf Bürger der Neustadt Salzwedel. Das Patronatsrecht erkennt er dem Stammesältesten zu. Er plädiert für die Wiederanlage freier Gelder. Er vermacht seine Bibliothek der Stiftung. Er ruft zu Redlichkeit und gegen Zweckentfremdung der Mittel auf. Zuletzt vermacht er Naturalien wie Schmuck, Lebensmittel oder Wein weiteren Familienmitgliedern, Bekannten und befreundeten Geistlichen.
Der Stifter war besorgt um sein Erbe und hat seinen Willen umsichtig dokumentieren lassen. Das Testament trug das Siegel des Stifters und weitere sieben Siegel von sieben Bürgern und Amtsträgern aus Jüterbog. Einer der Cousins des Stifters, Georg Gercken (1588-1635), wurde nach dem Tod des Stifters von der Familie zum ersten Patron bestimmt. Die Witwe des Stifters betraute einen Notar mit der Nachlassverhandlung. Dessen eigenhändig gefertigte Testamentsabschrift ist im Original im Stadtarchiv Salzwedel erhalten. Ein auf den 6. Juni 1611 datiertes Nachlasssinvenatrium unterschrieben von dem selben Notar ist auch im Stadtarchiv Salzwedel erhalten. Der Notar verstarb im Jahr 1615. Im Rahmen der Wiedererrichtung der Stiftung nach den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs beglaubigten die Söhne des Notars im Jahr 1654 die notarielle Abschrift. Neben dem Testament wird ein Schuldbrief der Stadt Magdeburg von 1649 beglaubigt, wo der mit der Wiedererrichtung betraute Sebastian Gercken, ein Sohn von Georg, 2000 Thaler anlegte. Das Original dieses Schuldbriefs befindet sich auch im Stadtarchiv Salzwedel.
Margaretha Busse, die Ehefrau des Stifters, verstarb am 30. Januar 1621. Eigentlich hätten danach Stipendien vergeben werden sollen, doch der seit 1618 tobende Krieg verminderte die Pachteinnahmen beträchtlich. Die Zerstörung der Stadt Magdeburg im Mai 1631 und der Verlust wichtiger Stiftungsunterlagen hemmten die Tätigkeit. Am 17. September 1647 erhielt Sebastian Gercken von der Salzwedeler Familie die schriftliche Legitimation, die Stiftungsverhältnisse neu zu ordnen. Seit 1648 wurden Stipendien gezahlt. Die Stiftung begann ihre eigentliche Arbeit und wuchs zu einer fähigen Institution heran. Ab 1648 war Sebastian auch Testamentarius der Stiftung.
Der Wille des Stifters und seine Dokumentation
Stamm ab 1501 - Testament 1607 - Nachlass 1610 - Restoration ab 1647- Nachweise